Nicht nur beim Auto, auch beim Motorrad helfen ABS Bremsen in brenzligen Situationen: Sie verkürzen den Bremsweg deutlich. Eine regelmäßige Wartung ist allerdings Pflicht.
Wenn jeder Meter zählt: Mit ABS sofort bremsen
Das moderne Anti-Blockier-System gibt es nicht nur für Pkw; auch Motorräder sind immer häufiger mit einem ABS ausgerüstet. Es macht das Bremsen sicherer, auch bei hohem Tempo. Wenn man kräftig in die Eisen geht, steht das Fahrzeug viel schneller als mit einer herkömmlichen Bremse.
Damit es keine Probleme damit gibt, muss man die Bremse jedoch in gewissen Abständen überprüfen. Auch die andere technische Ausstattung erfordert einen regelmäßigen Check. So sollte man nicht vergessen, die Lichtanlage zu kontrollieren und Details wie den Reifendruck und das Reifenprofil zu prüfen.
Beim Blick auf die aktuellen Motorradbremsen fällt auf, dass sich das ABS inzwischen immer stärker durchsetzt. Die Tests der letzten Jahre demonstrieren die erhöhte Sicherheit und weisen nach, dass der verkürzte Bremsweg durch ABS das Unfallrisiko verringert. Schon ein paar Meter reichen aus, um einen Zusammenstoß zu vermeiden.
Video: ADAC How To: Motorradtechnik-Check | Folge 8
Testergebnisse mit ABS
Im Gegensatz zu einer herkömmlichen Bremse am Motorrad funktioniert das ABS allerdings etwas anders. Darum müssen sich die Motorradfahrer zunächst an das System gewöhnen. Wenn man sich mit der veränderten Bremsmethode vertraut gemacht hat, erweisen sich die ABS-Bremsen von heute als sehr sicher, was ihre Beliebtheit erklärt.
Bei den Ergebnissen der ABS-Tests wurden die folgenden Details ermittelt:
- Auf nassem Untergrund verkürzt sich der Bremsweg bei einer Geschwindigkeit von 100km/h von 57 Meter (ohne ABS) auf 44,5 Meter.
- An der Stelle, wo das ABS-Motorrad zum Stehen kommt, hat ein Fahrzeug ohne ABS noch ein Tempo von rund 50 km/h.
- Die Reaktionszeit von etwa einer Sekunde wurde bereits einkalkuliert.
Grundsätzlich gilt die Formel: Anhalteweg gleich Reaktionsweg plus Bremsweg. Die oben aufgeführten Zahlen basieren auf der durchschnittlichen Bremsung eines Motorrads und beziehen noch kleine Störfaktoren mit ein, die im üblichen Straßenverkehr vorliegen können.
Video: Motorrad-ABS: Hilfe Für Motorrad-Fahrer?
Das ABS schützt das Motorrad selbst
Eine ABS-Bremse am Motorrad verhindert, dass die Räder beim Bremsen blockieren. Damit fällt es den Motorradfahrern leichter, ihr Zweirad gezielt zu lenken. Das kann nicht nur bei einem drohenden Unfall nützlich sein, sondern auch auf nassem oder rutschigem Untergrund. Für die Fahrstabilität ist das ABS somit ein wichtiger Faktor. Anstatt wie bei einer herkömmlichen Bremse seine Lenkfähigkeit zu verlieren, wird das Vorderrad nicht überbremst, sondern es bleibt manövrierfähig. In der Folge fällt das Motorrad im Anschluss an den Bremsvorgang nicht so leicht zur Seite.
Trotzdem sind noch relativ viele Motorräder ohne ABS unterwegs. Nach und nach rüsten die verantwortungsbewussten Fahrer ihre Zweiräder jedoch auf. Die Verkehrsexperten vom ADAC und von anderen Institutionen haben ein erhöhtes Interesse an ABS-Bremsen festgestellt, nicht nur bei den Verbrauchern, sondern auch bei den Herstellern der Motorräder. Letztendlich erhöht das ABS auch den Wert des Fahrzeugs, die Fahrsicherheit ist also nicht der einzige positive Aspekt. Im gleichen Zug kommt es bei den Motorrädern ohne ABS allmählich zu einem gewissen Wertverlust.
Video: ADAC Motorrad Fahrsicherheitstraining – Mehr Sicherheit für ein gefährliches Hobby
Sicher bremsen: Wie funktioniert das?
Das genaue Bremsverhalten richtet sich nach der Art des Bremssystems, nach dem Motorradtyp sowie nach den Reifen. Je nach Bauart des Motorrads liegt der Großteil des Gewichts häufig auf dem Hinterrad. Das ist unter anderem bei einem Chopper der Fall, der einen recht breiten Hinterreifen hat und hier eine entsprechend starke Abbremsung hat.
Gerade in schwierigen Verkehrssituationen muss man aufpassen, dass man beim Bremsen keinen Fehler macht. Die Herausforderung besteht darin, den optimalen Druckpunkt der Bremse zu finden. Das richtige Gefühl dafür bekommt man erst mit der nötigen Erfahrung und Eingewöhnung. Wenn man nicht mehr großartig darüber nachdenkt, sondern intuitiv bremst, wird man immer sicherer beim Fahren sowie beim Bremsen.
Am besten gelingt das auf Übungsfahrten:
- Auf dem Verkehrsübungsplatz,
- auf einer unbefahrenen Straße,
- auf einem leeren Parkplatz.
Übrigens gibt es auch Fahrsicherheitstrainings, die beispielsweise vom ADAC angeboten werden. Hier erfahren die Einsteiger, wie sie sich in unübersichtlichen Situationen verhalten. Tipps zur Kurven- und Bremstechnik helfen ebenfalls dabei, mehr Sicherheit zu erlangen.
Das Bremsen auf dem Motorrad üben
Im Optimalfall ist man bei den Übungen nicht alleine unterwegs, sondern „lernt“ von einem erfahrenen Motorradfahrer das richtige Bremsen. Dieser kann einem nach den Bremsversuchen erklären, wo noch Verbesserungsbedarf besteht und was bereits ganz gut läuft.
Idealerweise wird die Bremskraft auf das vordere und hintere Rad aufgeteilt: Damit sinkt das Risiko, dass man mit dem Motorrad stürzt. Häufig tendieren Motorradfahrer dazu, hauptsächlich die Vorderbremse zu benutzen. Hier kommt es zu dem typischen Vorwärtsschub, der einem das Gefühl gibt, dass sich das gesamte Motorrad nach vorne neigt.
Im Optimalfall liegen 80 % der Bremsbelastung auf dem vorderen Rad und 20 % auf dem hinteren Rad. So ist man beim Verlangsamen auf der sicheren Seite, sei es mit oder ohne ABS, bei der heftigen Vollbremsung oder beim sanften Bremsen.
Der Check der Bremsen: Unverzichtbar
Die Wartung der Motorradbremsen sollte man nicht hinausschieben. Meistens deuten schon kleine Anzeichen darauf hin, dass ein Check oder eventuell sogar eine Reparatur nötig ist. Das kann ein längerer Hebelweg beim Bremsen sein oder ein veränderter Druckpunkt. Wenn man die Wartung selbst durchführen will, sollte man ein wenig Erfahrung mit Reparaturarbeiten am Motorrad haben. Im Zweifelsfall ist es immer sicherer, sich an eine Werkstatt zu wenden. Schon kleine Fehler beim Einbau einer Bremse können schlimme Folgen haben.
Bei der Überprüfung der Bremsbeläge zeigt sich, ob ein Austausch nötig ist. Ein neuer Belag ist etwa 5 bis 8 mm dick. Wenn der benutzte Bremsbelag nur noch 1 mm dick ist oder andere Verschleißspuren aufweist, sollte man ihn auswechseln.
Auch der Handbremshebel sollte kontrolliert werden. Gegebenenfalls behandelt man die Reibflächen mit hochdruckfestem Schmierfett. Ansonsten ist nur eine ruckartige Bewegung des Hebels möglich. wodurch der Bremsvorgang beeinträchtigt wird.
Die Bremsflüssigkeit nicht vernachlässigen
Die Experten empfehlen, etwa alle zwei Jahre die Bremsflüssigkeit auszutauschen. Sie altert im Laufe der Monate und verfärbt sich allmählich in ein Grau. Spätestens wenn dieses Grau immer dunkler wird und nahezu schwarz wird, ist ein Austausch erforderlich. Denn wenn die Bremsflüssigkeit alt wird und zu viel Wasser aufnimmt, entstehen bei der Hitze womöglich Dampfblasen, die dazu führen, dass die Bremsen schließlich versagen.
Starke Temperaturschwankungen im Inneren des Bremssystems machen eventuell einen früheren Austausch der Bremsflüssigkeit nötig. Das ist beispielsweise bei Vielfahrern und Schnellfahrern der Fall. Diese sollten über einen jährlichen Bremsflüssigkeitswechsel nachdenken. Dabei wird die alte Flüssigkeit gleichzeitig mit dem Einpumpen der neuen Bremsflüssigkeit herausgedrückt. Auch hierbei kann ein Mechaniker helfen.
Welche Situationen für Motorradfahrer besonders bedenklich sind
Viele Motorradfahrer fahren nur vom Frühjahr bis in den Herbst. Über die Wintermonate stellen sie ihr Zweirad unter. Kurz vor Saisonstart führen sie ihren Fahrzeug- und Bremscheck durch. Doch auch in der Zeit von April bis Oktober lauern gewisse Gefahren. Frühmorgendlicher Raureif auf den Straßen, feuchtes Laub und Nässe können auch im Sommer das Unfallrisiko erhöhen. Die schwierigen Wetterverhältnisse lassen sich nicht immer im Voraus vorhersagen. Um so wichtiger ist es, dass die Motorradbremsen optimal funktionieren.
Mit ABS-Bremsen profitieren die Fahrer von einer noch besseren Fahrsicherheit, unabhängig von den Risiken:
- Auf nassem Untergrund (Aquaplaning) kommen die Reifen schneller ins Rutschen,
- Schmutz auf den Straßen kann Stürze verursachen,
- ungünstige Lichtverhältnisse, beispielsweise bei niedrig stehender Sonne, erhöhen die Blendgefahr,
- bei Regen und Dämmerung oder Dunkelheit sieht man Gefahrenstellen erst relativ spät,
- Motorradfahrer werden womöglich selbst nicht so gut erkannt.
Fahrsicherheit und Bremsen: Vorsicht ist geboten
Autofahrer wissen die Situationen mit Motorradfahrern oft schwer einzuschätzen. Sie nehmen die schmalere Silhouette wahr und denken nicht daran, dass sie trotzdem viel Platz lassen müssen. Für die Motorradfahrer bedeutet das: Sie müssen noch vorausschauender fahren und schnell reagieren. Abruptes Bremsen mit ABS bringt die Zweiradfahrer schnell zum Stehen, doch manchmal ist auch ein gefühlvolles Bremsen die richtige Entscheidung.
Mit den professionell gewarteten Motorradbremsen und ein wenig Erfahrung kommen die Zweiradfahrer sicher durch die Saison. Wagemutige Aktionen in Schräglage sind hingegen nicht ratsam, zudem sollte man wissen, wie sich die Temperatur der Fahrbahn auf die Bodenhaftung auswirkt. Auch hierbei kann ein Fahrsicherheitstraining helfen. Der gesunde Menschenverstand ist natürlich auch nützlich und sorgt dafür, dass man alle wichtigen Vorsichtsmaßnahmen trifft.
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